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Kassettenformate in der analogen deutschen Rundfunktechnik


In der analogen Deutschen Rundfunktechnik wurden im Laufe der Jahre verschiedene Formate für Mischpultkassetten eingeführt und später teilweise wieder verworfen, bzw. durch neuere Formate ersetzt. Statt von Anfang an auf eine Norm zu setzen war es ein langer Weg bis zur Dannerkassette im A1 und B1 Format, welche sich letztendlich bei allen verbliebenen Herstellern seit den 1970er Jahren bis zum Ende der Ära analoger Rundfunkmischpulte in Kassettentechnik in den 1990ern durchgesetzt hat und somit heute die größte Auswahl an Modulen liefert. Zwar fing es in den 1950er Jahren mit der V7X Serie in Röhrentechnik vielversprechend an, denn Maihak, TAB, Telefunken und Siemens fertigten alle in dieser Gehäusenorm, aber schon kurz danach kochten alle Hersteller wieder ihr eigenes Süppchen. Wenn man es ganz genau betrachtet, dann findet man sogar innerhalb dieser Serien gewisse Unterschiede in der Bauform, die deutlich erschweren ein Standard 19 Zoll Gehäuse passend für ALLE Kassetten einer Serie zu entwickeln. So ist der V72a etwas tiefer als der V72, der W295 Equalizer der Sitralserie hat eine andere Größe als der V276 Mikrofonverstärker und selbst in der letzten Serie der A1/B1 Dannerkassetten gibt es Abweichnungen, die immer wieder kleine Anpassungen beim Racken erforderlich machen. Nach dem Krieg war die V7X Serie in Röhrentechnik die erste Bauform. Im Zuge der Transistorisierung kam Siemens in den 1960er Jahren mit der Sitral Technik und TAB und Telefunken mit dem V300/V600 Format auf den Markt. Erst zu Beginn der 1970er Jahre setze sich die Dannerkassette im A1 und B1 Format als mechanische Norm bei allen Hersteller durch. Alle ab da entwickelten Mischpultkassetten wurden in diesem Format gebaut. Erst das ermöglichte letztendlich das Mischen von Kassetten verschiedener Hersteller innerhalb einems Pultrahmens . Der folgende Text soll etwas Licht ins Dunkel bringen, ohne dabei zu weit ins Detail zu gehen.

Eine chronologische Auflistung der Kassetten Formate:

1. DIE RÖHRENTECHNIK (Anfang 1950er - Mitte 1960er Jahre)

Von 1948 an entwickelten der Nord-West-Deutsche Rundfunk (NWDR) und das IRT (Institut für Rundfunktechnik) gemeinsam einen neuen technischen Standard für den Deutschen Rundfunk. Zwischen 1949 und 1952 wurde unter der Leitung von Prof. Nestler (vorm. AEG/Telefunken und ELA) der V72 Röhrenverstärker entwickelt. Er basierte auf dem bis in die 1940er Jahre gebauten V40/V41 Verstärker, wurde aber schaltungstechnisch verbessert. Der V72 hatte eine Festverstärkung von 34dB und wurde zunächst als Mikrofon- und später, nach Einführung des V76, als Mehrzweckverstärker eingesetzt. Diese erste Nachkriegsserie wurde sehr aufwendig in Röhrentechnik gefertigt. Die Module wurden in normaler, doppelter und dreifacher Breite gefertigt und dementsprechen Kassettengröße 1, 2 oder 3 genannt. Die Kassettengröße 1 hat die Maße: 47 x 134 x 265. Module in Kassettengröße 1 sind: V71, V72, V72a, V72b, V74, V74a, V74s, V77, V78. Dopplete Breite haben: V76, U73, V530 und V73. Der V81 hat dreifache Kassettenbreite. Da zu dieser Zeit auch kleinere und im Ausland ansässige Firmen, wie z.B. SAIT (Belgien) in dieser Kassettengröße fertigten, ist die Auflistung nicht vollständig. Einen offiziellen Namen für diese Serie von Röhrenmodule gab es nicht. Man nennt sie heute daher oft 72-Technik, da der V72 die erste und bekannteste Kassette dieser Serie war. Manchmal werden auch alle Module der verschiedenen Epochen Deutscher Rundfunktechnik mit Dannerkassette bezeichnet. Wir nennen diese erste auf  Röhrentechnik basierende Nachkriegsserie auf unseren Webseite V7X. Passende Racks von vintagetools heissen demnach VT7X Racks. Rechts sieht man einen restaurierten V72 Röhrenverstärker von innen.

Unten sieht man eine Reihe von (Röhren)modulen. Der W75k Filter, welcher oft in Kombination mit dem Neumann U47 genutzt wurde, gefolgt von einem V72t. Bei diesem handelt es sich um den Transitorisierten Nachfolger des V72 Röhrenverstärkers, der aber noch in gleicher Bauform angeboten wurde. Er klingt ebenfalls hervorragend und ist heute sehr selten, da wesentlich weniger Geräte gebaut wurden. Beim V72 war die Verstärkung fest auf 34dB ausgelegt. Der V72a kann bis zu 40dB Verstärken und mit einem Trimmer im Bereich von 6dB intern abgeglichen werden. Der V72b kann auch bis 40dB Verstärken während die V74 Modelle wegen ihres zu geringem Verstärkungsgrades nicht wirklich als Mikrofonverstärker geeignet sind. Der mittlerweile sehr gesuchte V76 bietet hingegen bereits einen Stufenschalter und ein Potentiometer für die Feinjustage und lässt sich im gesamten Bereich von 0-66dB (V76m) oder 0-76dB (V76) komfortabel justieren. Der V77 kann am Rückseitigen Stecker gebrückt oder offen gelassen werden was dann entweder 40dB oder 60dB Verstärkung ermöglicht. Mittels (regelbaren) Widerständen sind auch Zwischenstufen möglich. Der V78 hat eine Grundverstärkung von 50dB und mit dem Poti auf der Frontplatte können weitere 0-20dB addiert werden. Die Schaltungen der Verstärker V71, V72, V76, V77 und V78 ähneln sich sehr. Sie sind alle mit EF804S Röhren bestückt, unterscheiden sich aber dennoch in Feinheiten. Dies ist auch auf die verschiedenen Eingangsübertrager zurück zu führen, die unterschiedliche Übersetzungsverhältnisse von 1:10 bis 1:40 haben. Übertrager tragen immer einen großen Teil zum Sounds bei.


Will man eine dieser Kassetten heute im Studio nutzen, so benötigt man eine passende Gehäuselösung und für die meisten Module einige Anpassungen wie zuschaltbare und am Besten langsam ansteigende Phantomspannung, eine 220V Netzversorgung und ggfs. eine Möglichkeit zur Regulierung der Verstärkung. Abgesehen vom V76 hatten die Verstärker nämlich alle eine Festverstärkung und die Pegel wurden mit vor- oder nachgeschalteten Fadern geregelt. Das vintagetools VT7X Rack für 1-2 schmale Röhrenmodule der Braunbuch Kassettengröße 1 ist nicht nur optisch sehr ansprechend und extrem stabil gebaut, sondern bringt auch technisch alles mit, was nötig ist um die Kassetten im modernen Studio nutzen zu können. Die Phantomspannung steigt nach dem Einschalten langsam an, um die empfindlichen Eingangsübertrager mit Übersetzungsverhältnissen von 1:20 oder gar 1:40 vor der Einschaltspannung zu schützen. Die Geräte wurden in den 1950er Jahren entwickelt und damals kamen noch 220V aus dem Stromnetz. Heute sind es eher 232V bis 238V. Unser internes vintagetools Netzteil ist komplett analog aufgebaut (kein simples Schaltnetzteil) und lässt sich mit 100V / 115V oder 230V speisen. Die Ausgangsspannung beträgt dabei immer 220V. So kann der Röhrenverstärker exakt arbeiten und die Röhren werden darüber hinaus geschont. Mittels einem 11-stufigen Drehschalter kann die Verstärkung eines V7x Modules um 34dB (wahlweise 40dB) abgesenkt werden. Weitere Informationen zum VT7X Rack und den Röhrenkassetten finden Sie auch auf unserem youtube Kanal.

VTLB vintagetools custom lunchbox | TAB V76m

Für Röhrenmodule mit doppelter Breite (Kassettengröße 2) haben wir in der Vergangenheit einige sehr schöne und stabile Lösungen für verschiedene Kunden weltweit angefertigt. Hier sehen Sie eine schicke Luchbox aus Holz. 

VT7X vintagetools 19" 2HE rack für Röhrenmodule

Das VT7x ist die passende Lösung für Röhrenmodule der frühen Nachkriegszeit wie den TAB, TELEFUNKEN oder Siemens V72, den TAB V72a, Siemens V72b, V77, V78 und alle weiteren Module in Kassettengröße 1.

2. DIE FRÜHE TRANSISTORTECHNIK DER 1960er JahrE - SIEMENS SiTral

Das siemens sitral m444 mischpult

Mit dem Einzug der Transistortechnik konnten Tonregieen wesentlich kleiner und vor allem mit niedrigerem Gewicht gebaut werden. So wurde eine größere Zahl von Mischpultkanäle und Funktionen wie z.B. Ausspielwege und Subgruppen auf gleichem Raum möglich. In den 1960er Jahren kam Siemens als erster Hersteller mit der Siemens Sitral Technik auf den Markt. Das M444 Mischpult mit 8 Kanälen und zwei Mono Summen war ein großer Erfolg. Die darin verbauten Vorverstärker V276 und V276a gehören heute zu den gesuchtesten Modulen dieser Ära. Die selten verbauten U273 Diodenbrücken-Kompressoren, welche es in einfach und doppelter Baubreite und mit verschiedenen Konfigurationen gab, waren damals unerreicht und dienten Gerüchten nach sogar Rupert Neve als Vorlage für seine legendären Neve 2254 Limiter.

Eine Auswahl besonders gesuchter sitral kassetten 

Die Entzerrer der Sitral Reihe gab es in den Versionen W295, W295a und W295b. Alle klingen hervorragend und es ist schwer einen bestimmten zu empfehlen. Anders als die meisten Sitral Module werden die Equalizer nicht mit der üblichen 31-pin Federleiste, sondern einer 13-pin Tuchelbuchse angeschlossen. Zudem sind die Entzerrer, ebenso wie der H280B Generator und einige weitere Kassetten, etwas größer als die meist auf Europakarten basierenden sonstigen Verstärker der Sitral Reihe. Nur weils es sich um die gleiche Serie, den gleichen Hersteller und die gleiche Dekade handelt, passen die Module der Siemens Sitral Serie also leider nicht in ein und das Srlbe Gehäuse.   Auf dem Bild oben sieht man schon den Höhenunterschied der Module, aber die Inkompatibilität geht leider noch weiter. Die vier rechten Module basieren auf Europakarten und passen mechanisch in ein Rack, aber die Tiefe der Module kann variieren. Der V276 Mikrofonverstärker ist 175mm tief und die Begrenzer nur 144mm. Verwirrend ist ausserdem dies: Der TAB U273a und der Siemens U273a sind sich zwar ähnlich, aber doch verschiedene Geräte. Hier passt auch die Gerätekennnummer aus dem Braunbuch nicht. Die erste Ziffer "2" bedeutet eigentlich SIEMENS und eine "3" wäre TAB.  

Da die Kassettengrößen bei der Sitralserie verschieden und die Module selten sind, bietet vintagetools hier (noch) kein Standardracksystem an. Auf Anfrage können wir jedoch Luchboxen aus Holz oder Custom Racks für unsere Kunden bauen. Hier einige beispiele


Hier sieht man ein DIN Rack (ca. 20,5") welches auf 19" gekürzt und dann mit Siemens V276 Mikrofobverstärkern bestückt wurde. Innenliegendes analoges Netzteil mit individuell schaltparer Phantomspeisung je Modul. 


Eine weitere Custom Lösung basierend auf einem 19" 1HE Gehäuse. Bestückt mit jeweils einem Siemens V276 Mikrofonverstärker und einem U273 Limiter. Innenliegendes analoges Netzteil mit Phantomspeisung .


Eine ähnliche VTCR Lösung basierend auf einem 19" 1HE Gehäuse. Bestückt dieses mal mit zwei Siemens V276 Mikrofonverstärkern und dem innenliegenden analogen vintagetools Netzteil VT2448psu. 


Auf Anfrage können wir auch individuelle Luchboxen aus Holz oder Custom Racks für unsere Kunden bauen. Hierzu arbeiten wir mit einem ortsnahen Schreinereibetrieb zusammen und lassen die Bleche via CNC fertigen.

3. DIE TAB / TELEFUNKEN V300 / V600 Serie (1960er Jahre)

Schon kurz nach dem Erscheinen der Siemens Sitral Serie folgten die Hersteller Telefunken und TAB (Tonographie Apparatebau) mit Ihrer eigenen Version transistorisierter Mischpult Kassetten. Diese nennt man V300 (TAB) und V600 (Telefunken) Technik. Die beiden Hersteller haben sich hier auf eine gemeinsame Norm geeinigt und die Kassetten sind somit untereinander austauschbar, wobei nicht alle Steckerbelegungen gleich sind. Bekannte TAB Module sind z.B der V376 und V376a Mikrofonvorverstärker, der U373 und U373b Kompressor Begrenzer und der V372 Line Verstärker. Telefunken hatte keinen eigenen Dynamikbegrenzer wie den U373 aber einen hervorragenden Mikrofonverstärker mit der Bezeichnung V676 und V676a, sowie den Line Verstärker V672 im Programm. Mit der Sitraltechnik und den V300/V600 Kassetten wurde im Prinzip auch das Format der Europakarte eingeführt. bei der Europakarte handelt es sich um eine Platine mit den Maßen 160 x 100mm und einer Bauhöhe von max. 40mm. Diese Karten wurden bis zum Ende der analogen Ära regelmäßig verbaut. Die Siemens, TAB und Telefunken Module der 1960er Jahre sind oft Nichts anderes als Europakarten mit einer Frontplatte oder einem geschlossenen Gehäuse drum herum.


Der V672 gilt als direkter Nachfolger des TELEFUNKEN V72 Röhrenverstärkers und bietet ebenfalls eine Festverstärkung von 34dB. Er ist wie sein Vorgänger vielseitig einsetzbar und wurde ursprünglich als Aufhol-, Verteil- oder auch Knotenpuntverstärker genutzt. TELEFUNKEN pries ihn als Universalverstärker an. Der V672 lässt sich modifiziert auch als hervorragend klingender Mikrofonverstärker nutzen. Die Urversion V672 hatte noch Hauseigene TELEFUNKEN Übertrager auf der Platine. Der Nachfolder V672/2, welcher ebenfalls aus den 1960er und 1970er Jahren stammt, hat die rundfunktypischen runden, mit Mu-metal geschirmten Haufeübertrager verbaut. Nachdem TELEFUNKEN sich Mitte der 1980er Jahre aus der Sparte der Professionellen Rundfunktechnik verabschiedete, wurde der V672a von der Nachfolgefirma ANT weiter gebaut. Bei ANT handelt es sich um die gleichen Mitarbeiter und Entwickler, die damals von TELEFUNKEN übernommen wurden. Der ANT V672a basiert auf der gleichen Schaltung wie der Ur-V672 aus den 1960er Jahren. Er sst ebenfalls volldiskret und mit Haufe Übertragern bestückt und steht dem TELEFUNKEN V672/2 somit qualitativ in Nichts nach.

 vlnr: TELEFUNKEN V672 |  Nachfolger TELEFUNKEN V672/2 | ANT TELEFUNKEN V672a/2  
DER VINTAGETOOLS VT672 VORVERSTÄRKER

Der vintagetools VT672 mono Mikrofonvorverstärker basiert auf einer revidierten Telefunken (ANT) V672a/2 Verstärkerkarte der 1970er Jahre. Mit dem typischen, fetten Sound der analogen Rundfunktechnik, eignet sich der VT672 Mikrofonvorverstärker für fast alle Anwendungsbereiche. Sehr gerne wird er für Sprach- und Vocalaufnahmen verwendet, wo sein angenehmer Mittenboost positiv hervorsticht. Aber auch für E-Gitarren. Drum-Overheads und viele andere Anwendungszwecke ist er bestens geeignet.  Dank einer Modifikation liefert der vintagetools VT672, im Gegensatz zu der originalen V672 Europakarte, bis zu 60dB Verstärkung bei unverändertem Frequenzgang. Der VT672 ist sowohl als Mono-, als auch als Stereogerät und exklusiv bei Vintagetools erhältlich. Bitte sehen Sie sich bei Interesse auch unser Produktvideo zum VT672 auf Youtube an!

4. DIE LETZTE BAUFORM DER DANNERKASSETTE | A und B Format | 1970er Jahre bis Mitte 1990er:

Die Dannerkassette im Format A = 19x4cm und B= 9,5x4cm gibt es eigentlich schon seit den 1950er Jahren, jedoch setzte sie sich erst in den 1970er Jahren endgültig als Standardformat in der analogen Rundfunktechnik durch. Zuvor wurde diese Kassettengröße meist von der Firma K. Danner Berlin oder Eckmiller verwendet, welche die Pegelsteller für diverse analoge Rundfunkmischpulte lieferten. Eckmiller bot auch Filter und Entzerrer in dieser Kassettengröße an. Daher findet man in den frühen Röhrenmischpulten Verstärker in der Bauform des V72 (V7X) und in den frühen Transistorpulten Verstärker, Entzerrer und weitere Module in der Siemens Sitral oder TAB V300 bzw. TELEFUNKEN V600 Bauform immer gepaart mit Fadern im Dannerformat A1. 

Oben stehend sieht man einige der frühen Kassetten im A1 Format. Hergestellt wurden sie von Maihak, EAB, K. Danner und Eckmiller. Die Fader und auch die abgebildeten Filer und Entzerrer waren passiv und die Vordämpfung von meist -34dB musste mit Verstärkern wie dem V72, V72a, V72b oder später den Transistorversionen V272, V67, etc.  aufgeholt werden, um den Pegelverlust auszugleichen. Die Qualität dieser frühen passiven Module war exorbitant. Speziell die Eckmiller Module waren mechanisch extrem aufwendig gefertigt, wie man am Beispiel dieses geöffneten Hochpass Filters sehen kann. Auch der W88 Fader ist mit handverdrahteten Widerstandsdekaden statt den später üblichen "Kohleschicht Bahnen" aufgebaut.

In den 1970er bis 1990er Jahren drängten weitere Firmen auf den Markt, die Dannerkassetten und Europakarten für Rundfunk- und Fernsehanstalten bauten. Zu den alteingesessenen Herstellern TAB, Telefunken, Siemens und Neumann gesellten sich, nachdem sich Telefunken aus der Sparte Rundfunktechnik zurück zog, der Nachfolger ANT, EMT, sowie die Firmen Lawo, Monitora, NTP, RTW, BFE, Filtek, Arnold, Hensman, Delta, Adis, Barth, TBG und einige weitere kleine Hersteller. Da neben den bekannten Klassikern auch sehr viele Sonderkassetten gebaut wurden, ist es nicht möglich eine vollständige Datenbank zu erstellen. Obwohl wir uns bei vintagetools seit 20 Jahren mit der analogen Deutschen Rundfunktechnik beschäftigen, finden wir immer noch Kassetten, die wir noch nie zuvor gesehen haben. 

Dank der Vielfalt an gebauten Modulen eignet sich diese Kassettenform ideal um ein Custom Mischpult Projekt zu realisieren. Allerdings werden für ein solches Unterfangen möglichst viele gleiche Sonderkassetten für Aux-Sends, Panorama, Routing-Funktionen usw. benötigt und die zu finden ist nicht leicht. Das liegt u.a. daran, dass die meisten dieser Kassetten seinerzeit einfach verschrottet wurden. Als die Rundfunkanstalten sich von ihren Mischpulten zu trennen begannen, wurden Vorverstärker, Equalizer, Kompressoren, Fader und Metering manchmal "gerettet", Rahmen, Mechanik, Stecker und Sonderkassetten flogen aber meist achtlos auf den Müll. Bei Planung und Bau unserer firmeneigenen vintagetools Custom Konsole war es vor allem schwer an viele gleiche Pan, Aux-Send und Routing Module zu kommen. Vorverstärker, Equalizer, Kompressoren sind zwar teurer, aber man kann sie sich nach und nach zusammen kaufen. Sie tauchen immer mal wieder auf. Gleiche Sonderkassetten aus verschiedenen Quellen zu bekommen stellte sich allerdings als extrem schwer dar. 

AnschlußSTECKER UND MECHANIK FÜR DANNERKASSETTEN IM A/B Format

Nachdem sich die Hersteller in den 1980er Jahren nun endlich mehr oder weniger auf die gleichen Bauformen geeinigt hatten., waren die Kassetten und Karten zumindest mechanisch kompatibel. Dies erleichterte die Planung und Realisierung von Projekten für die Rundfunk- und Fernsehanstalten, sowie ihre Übertragungswagen erheblich. Die Standardisierung der Kassettenformate ging allerdings nie soweit, dass man sich auch auf eine genormte Steckerbelegung einigte. Anders als beim API-500 Format ist es daher nicht möglich die Kassetten gleicher Baugröße innerhalb eines Pultes oder Racks hin und her zu stecken. Bei den ganz frühen Dannerkassetten wurde oft auf 8-polige oder 12-polige Buchsenleisten zurück gegriffen, wie sie z.T. auch in den V7x Röhrenkassetten Verwendung fanden.  Mit der Sitraltechnik kam die 13-Pin Tuchelbuchse zum Einsatz. Sie wurde dann auch in den Dannerkassetten des A/B Formats genutzt, bis sich später dann die 23-Pin Tuchelbuchse durchgesetzt hat. Als diese Stecker dann gegen Ende der Ära analoger Rundfunktechnik knapp und teuer wurden, schwenkten einige Hersteller wie der Telefunken Nachfolger ANT auf andere Formate für die Anschlussstecker um. Darüber hinaus handelt es sich nicht nur um verschiedene Steckerformate, sondern diese können sowohl bei den kleinen, als auch bei den großen Kassetten an verschiedenen Positionen sitzen. Kurzum: Alle Racks und Mischpulte müssen genau geplant werden und individuell nach Kundenwunsch gebaut werden. 

Hier sieht man eine Übersicht der verschiedenen Anschlussstecker für Dannerkassetten. Die Stecker werden schwimmend in den sogenannten Tuchelbrücken befestigt, damit Module auch während des Betriebs einfach herausgezogen und wieder eingesetzt werden können. Auch in den vintagetools Racks VT19-1U und VT19-5U werden diese Tuchelbrücken verbaut. Ihre Module können sie nach Erhalt des Racks einfach von vorne einschieben und mit den beiden Befestigungsschrauben sichern. Die Bilder zeigen wie schwer es für uns als Anbieter von Kleinstserien ist ein Gehäuse zu planen, welches für alle oder zumindest möglichst viele verschiedene Kassetten passt. 

Der D-Sub Stecker wurde nur selten verbaut. Die Münchner Firma TBG nutze ihn aber. Meist kam ab den 1970er Jahren der 23-polige Tuchel T2701 Stecker zum Einsatz, während ANT auf die schon damals günstigeren dreireihigen 48-pin Stecker setzte, die aber nur in der A und der C Reihe belegt waren. Eine 32-pin Buchse reicht also für den Anschluss aus. Die doppelt so große Buchsenleiste mit 96 (64) Pins wurde oft für Europakarten verwendet. Alternativ gab es für Europakarten noch eine 31-pin Buchsenleiste. Nicht abgebildet ist die 13-Pin Tuchelbuchse, die dem T2701 optisch ähnelt, jedoch nur 13-Pins besitzt und somit kleiner ausfällt. Die ganz frühen Anschlussstecker wie z.B. 8- oder 12-polige Tuchelleisten, sowie der gegen Ende von Neumann verwendete 36-Pin Amphenol fehlen auf dem Bild ebenfalls.

Mischpulte und Racks für Dannerkassetten

Dank der vielen Hersteller und einer großen Auswahlmöglichkeit an Modulen, die nun zumindest mechanisch kompatibel waren, konnten die Rundfunkanstalten nun Mischpulte besser auf ihre individuellen Bedürfnisse zuschneiden lassen. So findet man z.B. Mischpulte des Herstellers Lawo, die mit Neumann U473A oder NTP 179-120 Kompressoren, NTP oder RTW Bargraphen und Sonderkassetten weiterer Hersteller wie z-B. Monitora bestückt wurden.

Plasma-, LED- oder VU-Meter wurden größtenteils von NTP in Dänemark oder RTW in Deutschland hergestellt und dann von Mischpultherstellern wie Neumann, Telefunken, Siemens, Lawo oder Monitora hinzugekauft. Lawo und Monitora hatten kein eigenes Begrenzermodul als Dannerkassette im Programm und griffen bei ihren Mischpulten daher gerne auf den Neumann U473, NTP 179/120 oder 179/160 oder die BFE-Filtek BKE 1-4 Reihe zurück. Dank den strengen Normen des ARD-Pflichtenheftes und des IRT, gibt es zwischen den Herstellern qualitätsmäßig kaum Unterschiede. Alle Deutschen Hersteller verbauten ausschließlich Übertrager der Firmen Haufe und Pikatron, die beide interessanterweise in der selben Kleinstadt (Usingen im Taunus) liegen. Die dänische Firma NTP verbaute die ebensoguten Lundahl Übertrager und einige Module und Europakarten mit Beyer Übertragern haben wir auch schon gesehen. Die Drehschalter stammten oft von der schweizer Firma ELMA oder von ebe. Der Preis spiele damals kaum eine Rolle und maximale Qualität war das Maß aller Dinge. 

vintagetools VT19 Racks für A/B dannerkassetten

Für das A1 und B1 Format bietet vintagetools gleich mehrere Lösungen an. Unser VT19-1U Rack bietet Platz für zwei große A1- oder alternativ bis zu vier B1-Module, die liegend verbaut werden. Das Gehäuse kann leer oder mit Kassetten bestückt geliefert werden und beinhaltet das analoge VT2448 Netzteil, welches neben den 24V für die Versorgung der Kassetten auch gleich noch 48V für die Phantomspeisung mit liefert.  Das VT19-5U Rack kann bis zu zehn A1 oder 20 B1 Kassetten beherbergen und benötigt ein stärkeres, externes Netzteil. Hier werden die Kassetten stehend verbaut.  Darüber hinaus haben wir in der Vergangenheit auch einige Custom Racks und Lunchboxen für diese Kassettenform gebaut.  Hier einige Beispiele:

Gerne beraten wir unsere Kunden zu den verschiedenen Rackserien und allen erdenklichen Custom Lösungen wie ein Mastering Setup, ein Trakker zum Aufnahmen oder einen um Fader, Gruppen, Ausspielwege erweiterten Summierer mit Mix-Matrix. Sogar ein komplattes 32/8/4 Kanal Mischpult aus Telefunken und Neumann Kassetten haben wir schon geplant und gebaut. Mehr dazu hier.